Wie alles begann
Letztes Jahr arbeitete ich im Herbst für 3 Monate auf dem Kattendorfer Hof. Der Abschied vom Hof Ende November fiel mir schwer: ich spürte eine starke Verbindung dorthin und versuchte immer mal wieder zu ergründen, was es damit auf sich hatte.

Dann im Dezember bekam ich eine Einladung zum Krippenspiel auf dem Hof. An dem Tag musste Britta das Weihnachtsgeflügel packen und freute sich, als ich ihr meine Hilfe anbot. Gemeinsam schafften wir es sehr schnell und konnten das Krippenspiel geniessen.
Nach dem Krippenspiel nahm mich Mathias, noch in voller Verkleidung , beiseite und erzählte mir, dass der Coop Max B der Raum gekündigt wurde und der Hof sich nun mit dem Gedanken trägt, einen zweiten Laden in Hamburg in der Schanze aufzumachen und ob ich Interesse hätte, diesen Laden für sie zu leiten.
Diesen Vorschlag nahm ich mit nach Hause, merkte sehr schnell, dass es stimmig war: in Hamburg für den Hof tätig zu sein – was für eine schöne Aufgabe: den Hof im Hintergrund zu haben, das Konzept der Wirtschaftsgemeinschaft den Menschen in der Stadt vermitteln und die hofeigenen Produkte zu verkaufen.
In der Nachbarschaft der Coop war ein kleiner Laden zu vermieten. Mathias und ich trafen uns im Januar mit dem Sohn des Vermieters und besichtigten den Laden. Klein war er, in zwei Räume aufgeteilt, die auch noch in verschiedener Höhe waren, mit einer kleinen Holztreppe verbunden, mit Laminat ausgelegt und noch ein kleiner zusätzlicher Raum im Keller, nebenan ein kleines Bad – das war’s. Wir erzählten dem Vermieter, wer wir sind und was wir uns vorstellen und stießen auf zurückhaltende Zustimmung. Uns beiden war klar, dass sich aus diesem Laden etwas machen liesse. Später erfuhren wir, dass der Vermieter nach unserem Besuch sich den Eimsbütteler Laden angesehen hatte, sich dort in eine Ecke gestellt und beobachtet hatte, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, wer wir sind.
Nun, nach dem Gespräch an dem Abend im Laden wanderten wir durch die Straßen unmittelbar in der Umgebung, stellten fest, dass es dort dicht bevölkert ist mit vielen Hinterhöfen, in denen sich interessante Objekte versteckten wie Praxen, HeilpraktikerInnen, Kreative usw. Das sind unsere KundInnen! Außerdem ist die Max Brauer Allee eine sehr befahrene Strasse mit einem breiten Fahrradweg, der stark genutzt wird.
Nun galt es, Schwierigkeiten zu überwinden. Wie richten wir den Laden ein bei dieser geringen Größe mit nur einem Extra-Raum im Keller? Größtes Problem war die Kühlung.
Uns war sofort klar, im Keller war es unmöglich. Doch nach einigen Tagen kam Mathias auf die geniale Idee mit dem begehbaren Kühlhaus. Plötzlich formte sich alles darum herum.
Für schwierige Details konnten wir eine Bekannte von mir gewinnen: Petra, selbständige Ladenbauerin. Schnell lieferte sie uns Lösungen.
Für mich war ein grosses Thema das Personal. Ich wusste, gutes Personal im Naturkostbereich zu bekommen, war sehr schwierig. Meine Tochter Barbara, die sich noch im Ausland aufhält, wird kommen, erzählte mir Mathias, mit Euch beiden fangen wir an. Nun, bisher klappte alles, was er sich vorgenommen hatte. Somit hatte ich Vertrauen, dass auch dieses gelingen wird.
Im März war ich wieder auf dem Hof und konnte mit den Planungen beginnen: von Einrichtung, Sortimentsauswahl bis zum Einkaufskorb und Büroklammer. Die Baugenehmigung für den Umbau innen liess lange auf sich warten. Unser Wunsch war Eröffnung im Mai, doch dies liess sich leider nicht einhalten. Sobald der Mietvertrag unter-schrieben war, hing ein Banner mit dem Logo gut sichtbar im Schaufenster. Sofort kamen Reaktionen von Menschen, die dies gelesen hatten: täglich kamen E-Mails und Telefonanfragen von Menschen, die neugierig waren und ihre Freude ausdrückten über unsere Absicht.
Dann traten Lech und Pjotr in Aktion, unsere beiden polnischen Freunde, die mittlerweile einen Gewerbebetrieb auf dem Hof hatten. Die zwei sind Alleskönner, und sie bauten dort einen wunderschönen Laden. In den letzten Tagen ging es zu wie in einem Bienennest – überall waren Handwerke zugange. Wir mussten sehen, dass wir unsere Ware in die Borde bekamen – glücklicherweise mit ganz viel versierter Hilfe von Fachleuten, die uns die Großhändler zur Verfügung stellten.
Mitte Juni kam der Tag der Eröffnung. Die Sonne schien, 6:30 Uhr fingen Barbara, Mathias und ich an, den Laden mit der Frischware einzurichten. Wir arbeiteten gut Hand in Hand, 10.30 Uhr waren wir fertig. Die Bistro-Tische standen geschmückt vor dem Laden, Mathias zog sein Jackett an, und die Leute kamen – den ganzen Tag über in Strömen. Ein wunderschöner Tag !
Vom ersten Tag an stand der Laden unter einem guten Stern. Mit Barbara hatte ich die perfekte Frau an meiner Seite, wir verstanden uns sofort und hatten dieselben Gedanken und Ideen –ein „Dream-Team“.
Nette KundInnen kamen und erzählten uns, dass sie sehr auf uns gewartet hätten und wünschten uns viel Glück. Immer wieder kommen neue Kunden und freuen sich, dass wir da sind. Das Prinzip der Wirtschaftsgemeinschaft wurde sehr angenommen. Heute können wir eine Anzahl von ca. 50 Mitgliedern bedienen, und der Umsatz steigert sich zusehends. Es herrscht eine gute, positive, lockere Stimmung, und es macht uns allen grosse Freude, in diesem Laden an diesem Standort zu arbeiten..
Gabriele Foth
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