Wie kam die Maus zum Haus?
Pünktlich um viertel vor zehn verließen wir mit Justus – manchen auch unter der Eigenbezeichnung „der Hauptbauer“ bekannt – und Clemens – von Justus gern als „der Unterbauer“ bezeichnet – das Haus. Ausstaffiert mit Gummistiefeln sowie Matschhosen und -jacken ging es gen Möhrenacker. Doch was war das? Die Bauern waren von ihren Möhrenreihen abgeschnitten! Zuerst kamen wir an einen Stromzaun, hinter dem einige wilde Tiere lauerten (die Ziegen, die gerne bei der Möhrenernte helfen wollten…), dann folgte ein hoher Möhrenschutzzaun, den wir durch eine nadelöhrähnliche Lücke passieren mussten. Als das geschafft war, lag nichts mehr zwischen uns und den wogenden Reihen von Möhrenkraut.
Der Trecker tuckerte schon über den Acker und lockerte den Boden, sodass die Möhren am Kraut per Hand leicht aus der Erde gezogen werden konnten. Schnell schnappten wir uns ein paar Kisten und machten uns an die Arbeit – nein, tatsächlich machten wir uns noch nicht an die Arbeit, denn der „Hauptbauer“ hatte entdeckt, dass es in diesem Jahr Plastikküchenhandschuhe (wie sie auch Zahnärzte tragen) im Angebot gab. Meine Nachfrage, ob denn ein „Hauptbauer“ Schutzhandschühchen gegen ein bisschen Erde benötigen würde, wurde mit einem genervten „Ja klar, Mama!“ abgetan. Als allerdings der „Unterbauer“ sah, dass der „Hauptbauer“ Schutzhandschuhe anzog, wollte er natürlich nicht zurückstehen und kämpfte tapfer mit den etwa 5 cm zu langen Fingerschläuchen.
Ansonsten ging es nach dem üblichen Verfahren vonstatten: Möhren rausziehen und ordentliche Haufen aufschichten, schön mit dem Kraut in eine Richtung, das erleichtert dann den nächsten Arbeitsschritt: Kraut abdrehen und Möhren in die Kisten sortieren, die geraden in die Menschenkisten, die zu stark verästelten in die Tierkisten. Kurze Zeit später gesellte sich Marlene zu uns und wir hatten viel Spaß dabei, den „Hauptbauern“ ab und zu auf die Probe zu stellen, indem wir die eine oder andere Möhre falsch zuordneten – es gelang uns aber nie, ihn tatsächlich zu überlisten. Auch der „Unterbauer“ konnte schon einige Möhren verkisten, natürlich nur unter strenger Überwachung durch den „Hauptbauern“. Marlene unterhielt uns, indem sie uns die geheimen Zukunftspläne aller Hofkinder verriet, die hier natürlich nicht öffentlich gemacht werden dürfen (Konstantin, such’ dir als Profifußballer aber den richtigen Verein aus!)…
Justus schilderte seine eigenen Berufspläne, die ja darin bestehen, Bauer zu werden und auf dem Kattendorfer Hof mitzuarbeiten. Marlene half ihm, ein System zu entwickeln, in dem Askan, Justus, Clemens und Konstantin (nach der Profikarriere, versteht sich) in verschiedenen Positionen zur Bewirtschaftung eingeteilt wurden, irgendwann verlor ich dabei den Überblick über Hauptbauer, Oberhauptbauer, Unterhauptbauer, Unterbauer, Nebenbauer, fragt mich nicht! Falls sich an dieser Stelle weitere Jungleser für eine Mitarbeit interessieren, wendet euch an Marlene! Die Stelle von Clemens muss eventuell auch neu ausgeschrieben werden – ich glaube, es war die des „Nebenunterbauern“ oder so ähnlich–, da er nach neuesten Voraussagen durch Justus vielleicht doch eher eine Ausbildung zum KfZ-Mechaniker antreten wird. Dies würde ich auch sehr begrüßen, wenn man doch daran denkt, dass unser ehemals roter, inzwischen eher rosaner Polo in diesem Jahr 19 wurde…
Das Mittagessen auf dem Feld war wie jedes Jahr ein absolutes Highlight: Bemerkenswert, dass Kürbis-, Brokkoli- oder Nudelwürstchensuppe unter freiem Himmel mit schwarzorangenen Fingern und auf unebenem Ackerboden wackelnden Bierbänken immer noch doppelt so gut schmecken wie zu Hause!
Nach dem köstlichen Mahl, die Arbeit war schon gut vorangeschritten, gönnte sich der „Hauptbauer“ erst einmal eine kleine Pause. Nach Isabels Vorbild wurden Justus, Gwendolyn und Otilie nun baumeisterisch tätig. Fleißig gruben sie Höhlen und Gänge in die Felderde, mit gesammeltem Moos, Gräsern und kleinen Blüten entstanden Garten- und Parkanlagen, bezugsfertig für Familie Maus.
So hatten wir an diesem Tag doch richtig viel geschafft – und die Mäuse konnten sich einfach mal auf die faule Haut legen!
Carolin Denker
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