Die Ziegen sind wieder zu Hause am Hof. Sie sind dick und rund, die Euter sind schlaff und ihr Fell glänzt!. Die Tiere sind gesund, was überhaupt das Wichtigste ist und mich froh stimmt, wenn ich sie in ihrem Auslauf-Gebirge beobachte.
Gesunde Tiere –unabdingbare Vorraussetzung und Grundlage für einen guten Rohmilch-Käse sind keine Selbstverständlichkeit gerade bei Ziegen, wenn man sich mit der langen Liste der Krankheiten auseinandersetzt und mitbekommt, wie es um andere Ziegenherden bestellt ist.
Zum Beispiel ist in der Schweiz die Wurmproblematik bei den Ziegenbeständen sehr gross, und die bei Milch gebenden Ziegen erlaubten Wurmmittel wirken nicht mehr. Auch Pseudo-Tuberkulose ist weit verbreitet auch hier in Norddeutschland und hat einen Pasteurisierungszwang zur Folge.
30 Lämmer
Es wurden 30 Lämmer diese Frühjahr geboren, davon drei Mal Drillinge. 9 Lämmer wurden auf der Weide geboren, 8 Lämmer werden nächstes Jahr in der Herde mitlaufen. Eine Ziege bekam ihr Lämmchen nicht geboren und musste eingeschläfert werden. Der Bock Luis ist sehr handführig und gut in der Herde integriert. Wir konnten ca. 1,5 km Knick aufasten und an die Ziegen verfüttern. Diese kleinen Pflaumenkerne von der Schlehe spucken sie übrigens wieder aus. Die Sonnenblumenkerne von der Bienenblühmischung dagegen werden beim Wiederkäuen zerknackt und aufgeschlossen und verdaut. Ein sehr gutes Energiefuttermittel gerade im Herbst mit der Sonnenblumenkernschale als Rohfaseranteil. Den Melkstand brauchten wir nur 7 mal umfahren, obwohl die Ziegen über 200 Tage draußen waren. Da war viel Arbeit gespart. Die Solarpaneele hat die Batterie für das Weidezaungerät ständig geladen, sodass immer Strom auf dem Zaun war und die Ziegen (fast) nie zum Hof gekommen sind.
Wir haben einen sehr schönen Ziegen-Sommer gehabt –viel Sonne, sehr wenig Regen und trotzdem bei uns auf dem Lehm schön gewachsenes Futter. Den heißen Morgenkaffee am Melkstand mit (Ziegen-)Milchschaum bei strahlendblauem Morgenhimmel gab es auch wieder und ist schon fast zum Ritual geworden.
8000 Liter Milch
Wir haben ca 8000 Liter Milch per Hand gemolken und schönen Rohmilch-Ziegenkäse, vor allem Feta aus 100 % Ziegenmilch hergestellt, und jede Menge Frischkäse, der eigentlich fast gar nicht nach Ziege, sondern ganz mild schmeckt und schön cremig ist. Das Geheimnis:10 Stunden Vorreifung mit sehr wenig Milchsäurebakterien-Kultur direkt ab Melkstand (wir tun die Kultur schon in die Milchkanne vor dem Melken und stellen nach Melkende die Kanne sofort in das Tränkewasser der Ziegen. Der Frischkäse wird sozusagen schon auf dem Feld gemacht! Sowas geht nur bei Rohmilchkäse-Produktion. Dann haben wir auch noch ein bisschen rumprobiert mit dem Frischkäse und zumindest eine sehr gelungene ‚Friesen-Knopf’-Charge herstellen können, 4 Wochen im Rotschmierekeller gereift und sehr lecker! Es gab nur 12 Stück davon, aber wir haben jetzt die richtigen (drei) Keller dafür und sind schon in Erwartung auf die nächste Ziegenmilchsaison.
Ziegen Zahlen
Noch ein Zahlenbeispiel: Wir brauchen für die Ziegen fast genauso viel Zeit wie für die Kühe, melken aber nur ein Zehntel der Milch. Außerdem haben wir von den Ziegen nur 5 Monate Milch für die Käserei statt 10 Monaten wie bei den Kühen. Demnach müsste die Milch also ca. 20 Mal teuerer als die Kuhmilch sein, und der Käse noch ein vielfaches mehr, weil die Chargen kleiner sind. Das Töpfchen Frischkäse müsste ca. 25 Euro kosten. O-Ton Mathias „Rechnen darfst Du das nicht“. Wir halten aber trotzdem diese kleine Ziegenherde, weil das eine Garantie für die Gesundheit der Tiere ist. Und das geht nur, weil die Kosten durch die Beiträge der Wirtschaftsmitglieder aufgefangen werden. Und weik wir Ziegenkäse anbieten können dann auch Menschen mit Kuhmilch-Unverträglichkeit in den Genuss von Käse kommen. Sozusagen sind wir eine Solidargemeinschaft. Und das funktioniert natürlich am besten, wenn jeder zu dem einen Töpfchen Ziegenfrischkäse auch die 2 Kg Gouda, die dazu gehören, verkonsumiert. Das wäre dann wieder dieses 1:20 Verhältnis. Und deswegen gibt es auch immer nur ein bisschen Ziegenkäse pro Ernteanteil, der in der Kiste liegt.
Ende Januar werden dann die ersten Lämmer geboren werden. Und wir müssen noch den Heckenschnitt aufräumen. Ich hoffe auf einen schönen strahlenden Wintermorgen Samstags im Februar mit nicht zu viel Schnee: das Dicke Ende der Äste auf Ofenlänge schneiden, einsammeln, Zweige auf einen Haufen schieben und großes Buschfeuer auf dem Feld mit anschließend Lämmchen gucken. Wer also Lust hat auf viel frische Luft, körperliche Betätigung, und noch etwas trockenes Ofenholz mit nach Hause nehmen möchte, schickt mir eine E-Mail.
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