Dieses Jahr 2014 haben wir von 50 Kühen die Milch verarbeitet. Das sind 225.000 Liter Käserei-Milch. Wir haben dieses Jahr bisher 4500 Liter an die Meierei abgegeben. Das wären 450 Kg Käse gewesen, die hoffentlich nicht fehlen werden, aber es ging nicht anders wegen Urlaub und Getreideernte.
Wir haben das vorletzte Mal die Zollerklärung ausgefüllt, weil nächstes Jahr im April die Milchquote abgeschafft wird. Dann darf jeder Hof soviel Milch melken wie er will. Die großen Milchviehbetriebe stehen in den Startlöchern. Die neuen Ställe für noch mehr Kühe sind gebaut. Wir haben in Deutschland schon jetzt eine Quotenübererfüllung von 109 %, EU weit eine Überproduktion von 116 %. Dazu kommt der Importstopp vor allem für Butter von Russland. Die Milchpreise sind schon jetzt am Fallen. Das Milchpreishoch der letzten Jahre mit über 40 Cent der Liter ist vorbei und wird sich wahrscheinlich beim Milchpreis von vor 4 Jahren bei 20 Cent einpendeln, als der Milchstreik in Deutschland war.
Seit Einführung der Milchquote 1986 haben 87,5 % der deutschen Milchviehbetriebe aufgehört. Von den jetzt noch verbliebenen 12,5 % werden dann auch die letzten (?) kleinen Milchviehbetriebe wohl aufhören müssen – auch im DEMETER-Bereich ist diese Tendenz beobachtbar, besonders bei Betrieben, die ihre Milch nicht selbst verarbeiten und vermarkten. Es wird noch mehr Industriell hergestellte Milch geben mit Botulismus-Problematik durch Speed-Silagen, mit hoffentlich nicht wieder neuen Tuberkulose-Fällen und was es da sonst noch alles gibt (ich erinnere an die Maul- und Klauenseuche vor ein paar Jahren in England).
Und was ist sonst noch alles hinter den Käserei-Kulissen passiert? Wir waren zum Hygiene-Seminar über“Mikroflora im Salzbad und auf dem Käse“ auf dem Erdmannshof. Wir haben einen größeren neuen Gouda-Reifekeller mit einer gebrauchten Klimasteuerung aus dem Schwarzwald gebaut; ein altes100 Liter Kupferkessi aus Chur für den Ziegenschnittkäse, eine Molkepumpe aus Grins beim Arlberg, 5 Holzgebsen und 1 Stampfbutterfaß aus dem Laternser-Tal im Bregenzer Wald habe ich besorgen können und bin 2500 Kilometer gefahren; Schaukäsen in der Jurtenkäserei auf dem Erdbeerfest; wir haben uns getraut, in eine neue maßangefertigte sehr, sehr teure Käsepresse von van’t Riet in Holland (angeliefert) zu investieren; 6 Cheddar (einer aus versehen), wovon 4 noch im Keller reifen, haben wir zum erstenmal hergestellt (Pressdruck pro Käse 300 Kg); ein 300 Liter Kupferkessel für Tiroler Graukaas aus der ältesten Sennerei-Genossenschaft aus Grins, ein 40 Liter ‚Deko’-Kupferkesselchen und 100 neue Käsebretter aus Chur haben mich im September schon wieder eine Tour des’alpes fahren lassen; ein neuer Silikon/Platin/Inox-Milchschlauch mit VA-Pressfittingen für 700 Euro (solch teuren Schlauch hatten wir noch nie) wurde fällig; ich und Robin haben 5 mal an Wochenenden im März, April, September, Oktober und November für Verbraucher einen Käsekurs gegeben; ich habe ein Konzept für eine Norddeutsche Hof/Hallig-Kooperation mit Pensionsviehhaltung und Halligkäse überlegt. Wir haben dann eine Wattwanderung inklusiv Halligbesuch als Betriebsausflug gemacht, was sehr schön war; Wahl zum Vorstand des Verbandes für handwerkliche Milchverarbeitung mit vielen Telefonkonferenzen; Robin und ich waren mit dem Verband für handwerkliche Milchverarbeitung auf einer Exkursion in den Niederlanden und haben 5 (Gouda-)Käsereien besichtigt (2000 km in zweieinhalb Tagen). Das hat uns zu einem neuen Vollfett- Käse inspiriert , und wenn er schmeckt, hat er auch schon einen Namen ’Rungholdter’;
Die Landwirtschaftskammer Kiel hat auf dem Kattendorfer-Hof eine Hygieneschulung zum Thema EHEC, Listerien und neuer Lebensmittel-Informations-Verordnung (LMIV) veranstaltet; ich habe den Ladenmitarbeiter in Hamburg eine Rohmilch-Schulung gegeben; Robin hat viele Weichkäseversuche gestartet –der letzte war am viel versprechensten.
Es gab zweimal Probleme mit der Spülautomatik der Melkanlage im Abstand von drei Monaten wegen defekter Heizstäbe, ein immer noch defektes und auseinandergebautes Butterfaß, ein endlich gefundenes Leck in der Kühlanlage von der Milchlagerwanne; dann haben wir viermal Bergkäse ganz traditionell mit Gebsen-Kühlung, früher Vorreifung und langsamer Milchkühlung mit nur Abend- und Morgenmilch (frische Milch und gereifte Milch im Verhältnis 1:1) hergestellt und auch noch 12 wunderbar leckere ‚Friesen-Knöpfe’ nach Picodon-Art (gereifter Frischkäse)- nächste Saison mehr.
Aufs Jahr zurück blicken zwei zufriedene Käser, weil wir soviel Lob für unseren Käse immer wieder bekommen und der Bergkäse nach 15 Jahren endlich so ist, wie ich es mir vorstelle (Geheimnis: langsames Runterkühlen mit früher Vorreifung, und das geht nur bei Rohmilch). Und von diesen zwei Käsern ist einer jetzt besonders glücklich, weil der Andere sich genauso viel für Käse begeistern kann und die Arbeit dieses Jahr auf 4 Schultern lastete. Nur deshalb waren auch diese ganzen Aktionen hinter den Kulissen möglich.
Klaus Tenthoff
Schreibe einen Kommentar