Das vergangene Jahr brachte wieder einige Überraschungen im Anbau mit sich. Es machte deutlich, wie unterschiedlich die Standorte sind, die wir bearbeiten. Kattendorf ist von der Tendenz her eher ein Futterbaustandort, geprägt von schweren, d.h. lehmigen, mit einem hohen Tonanteil, zur Vernässung neigenden Böden. Bodenkundlich spricht man hier von Parabraunerde mit den Eigenschaften eines Pseudogleys. Hier müssen wir sehr darauf achten, dass die Drainageleitungen und der Abfluss derselben in die Gräben frei sind, damit das Wasser abfließt.
In Kattendorf haben wir Tonschichten die z.T. bis 100 m tief reichen.
Der Vorteil dieser Böden ist eine phantastische Wasserhaltekraft, die wir in trocknen Jahren sehr schätzen. So wächst z.B. der Rotklee noch munter weiter, wenn auf sandigen Standorten schon lange Schluss ist. In trockenen Zeiten sind diese Böden sehr ertragssicher. Die Nachteile liegen auf der Hand- die Äcker wollen weder im Frühjahr noch im Herbst vernünftig abtrocknen, besonders wenn es ergiebige Regenfälle gab. Vor Allem im Herbst kann man manchmal schier verzweifeln: das Wintergetreide soll in die Erde und es geht einfach nicht. Wehe dem, der dann die Geduld verliert. Da kann man Strukturschäden anrichten, die noch nach 5 Jahren zu merken sind. In Kattendorf gibt es nun auch ein paar andere Flächen die sandiger sind, sonst wären wir mit dem Gemüse und den Kartoffeln verraten und verkauft. Den größten Teil dieser Böden können wir auch beregnen, bloß allmählich wird es dort mit der Fruchtfolge durch mehr Fläche an Gemüse und Kartoffeln eng.
Auf der anderen Seite sind seit 2 Jahren die Flächen in Neverstaven in unserer Bewirtschaftung, die zum größten Teil wirkliche Ackerböden sind. Das Sand/Lehm Verhältnis ist dort stärker ausgeglichen. Dies wiederum bedeutet, dass die Böden milder sind. Der Untergrund nimmt die Niederschläge besser auf und lässt sich dadurch auch nach stärkeren Regenfällen schneller wieder befahren. Dort ist auch der Anbau von Gemüse und Kartoffeln gut zu realisieren, wenn die Bewässerung geklärt ist. Und da bin ich auch schon bei den Nachteilen dieses Standorts angelangt! Neverstaven liegt direkt hinter dem Klingenberg, der mit über 70 m Höhe für viele Gewitter und Regen ein echtes Hindernis darstellt. D.h. Teile der Niederschläge, die wir in Kattendorf abbekommen, ziehen an Neverstaven vorbei. Dadurch ist der Standort in trocknen Zeiten nicht so ertragssicher. Dazu kommt, dass wir diese Flächen erst seit zwei Jahren bewirtschaften. Um einen guten Humusgehalt im Boden zu erreichen, dauert es einige Jahre. Durch den Erhalt und Aufbau von Humus ist ein Standort in der Lage, zu viel oder zu wenig Niederschläge abzupuffern. Etwas, was wir in Kattendorf nach zwanzig Jahren jetzt schon deutlich sehen.
Die Signatur dieses Jahres war sehr unterschiedlich.
So begann das Frühjahr recht spät mit Kälteperioden, sodass wir lange warteten, bis wir mit der Frühjahrsbestellung begannen. Für die Ackerbohnen war das zu lang, sie kamen nach dem Auflaufen in die Phase von Trockenheit und konnten das nicht mehr aufholen. Dann kam die schwarze Bohnenlaus und saugte an den Blüten. Für die Erbsen, die am gleichen Tag gesät wurden, passte einfach alles: der Boden war optimal vorbereitet, die Unkrautregulation mit der Rollhacke (wir fahren die mit 20 km/h) klappte zum richtigen Zeitpunkt und als es so richtig trocken wurde, hatte sie schon geblüht.
Die Ernte war dementsprechend gut. Auch der Hafer mochte das Jahr leiden und war dieses Jahr die zweite Kultur die wir gedroschen haben. Die Wintergetreide kamen gut und gesund aus dem milden Winter. Wir hatten Roggen, Dinkel und Tritikale/Wintererbse erst relativ spät gesät. Die früh gesäten Bestände hatten sich letzten Herbst fast alle überwachsen und waren dadurch anfällig für Pilzerkrankungen. Das Getreide litt unter den sechs Wochen Trockenheit im Juni und Juli, wobei die Bestände in Neverstaven mit Ertragsverlusten reagierten. Kattendorf hingegen zeigte mal wieder was in trockenen Jahren möglich ist. So konnten wir beim Besuch vom Landwirtschaftsminister Robert Habeck im Rahmen einer Naturschutz Bereisung Anfang Juli, sehr schöne Bestände zeigen.
Die Kartoffeln hatten einen guten Start in sehr gut vorbereitetem Boden.
Gut gedüngt und zum rechten Zeitpunkt beregnet, wuchs eine reiche Ernte heran. Ab Mitte Juli, ich hatte schon gedacht es gäbe keine atlantischen Tiefausläufer mehr, kam der Sommer zu seiner beständigen Unbeständigkeit. Die Getreideernte musste immer wieder unterbrochen werden und an den Tagen, wo das Getreide einigermaßen trocken war, lief der Mähdrescher immer so lange es irgendwie ging. Leider reagiert das Getreide, wenn es in der Reife immer wieder nass wird, mit einem Verlust an Backqualität, der sogenannten Fallzahl. Den Roggen und die Hälfte des Dinkels haben wir mit guten Werten ernten können, die andere Hälfte des Dinkels ist nicht so gut. Die Wintererbsen, die wir als Saatgutvermehrung zusammen mit Tritikale angebaut haben, waren gut und als Saatgut anerkannt.
2015 war kein gutes Futterbaujahr
So konnten wir bei Weitem nicht die Mengen wie im letzten Jahr ernten. Durch den nassen September und Oktober, hat sich die Herbstbestellung verzögert. Einiges konnte erst Anfang November gesät werden.
Und wieder gehen wir mit der Hoffnung auf ein gutes nächstes Ackerbau Jahr in den Winter.
Mathias v. Mirbach
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