Dies ist eigentlich eine Geschichte über Milch.
Denn alles fing an mit der Liebe zur Milch.
Genauer gesagt zur Milch aus der Glasflasche. In erster Linie wegen des Geschmacks, aber auch wegen des Mehrwertsystems. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch Glasflaschenmilch eines Herstellers im Supermarktregal und die war mir nicht natürlich bzw. unbehandelt und regional genug, also machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative. Damals bin ich das erste Mal beim Kattendorfer Hof gelandet. Da es in näherer Umgebung zu meiner Wohnung zu dieser Zeit keine FoodCoop gab und gibt, wurde das Vorhaben erst einmal wieder hinten angestellt.
Somit blieb Zeit, sich mit einem anderen Problem zu beschäftigen: dem verpackungsloseren Einkaufen. Wieder recherchierte ich viel und wieder landete ich beim Kattendorfer Hof. Spätestens der Wunsch nach regionalem, leckeren Gemüse in Demeterqualiät hätte mich sowieso wieder zum Kattendorfer Hof gebracht. Und so wurde ich im Mai diesen Jahres Ernte-Mitglied des Kattendorfer Hofes.
Und hier bin ich nun.
Kaum vier Monate später sitze ich auf Selbigem, auf der Stufe im Schweineauslauf, in der Sonne. Links und rechts von mir genießen die drei Wochen alten Ferkel die Sonne und lassen sich von mir hinter den Ohren kraulen.
Richtig, mein Weg führte mich nicht nur als Mitglied zum Kattendorfer Hof und somit wöchentlich in den Hofladen in Eimsbüttel, sondern auch direkt auf den Gemüseacker, in die Käserei, auf die Kuhweide und in den Schweinestall. Vier Wochen meiner Semesterferien nutzte ich im September dazu, einmal hinter die Kulissen des Hofes zu schauen und an der ein oder anderen Stelle zu unterstützen.
Dem wöchentlichen Hofbrief von Elisabeth antworte ich sozusagen mit einem Gegenangebot: Ob es denn nicht möglich wäre, einen Monat zu unterstützen und so Einblicke in einen Biobetrieb zu bekommen. Und es war problemlos möglich. Ein Telefonat und drei Emails später war mein Bildungsurlaub unter Dach und Fach.
An meinem ersten Tag reiste ich vormittags an, bezog mein kleines Zimmer auf dem Hof und half gleich beim Zwiebelsortieren mit. Die Arbeitsbesprechung um 9 Uhr hatte ich an diesem Tag schon verpasst, aber ich kam genau richtig für die Wochenbesprechung am Montagabend. Und so lautete mein erster Einsatzort Gemüseacker.
Ich verbrachte relativ viel Zeit “beim Gemüse”.
Denn September ist Erntehochzeit. Ich erntete Tomaten, Buschbohnen, Zucchini, viele verschiedene Kräuter und zwischendurch auch den ein oder anderen wertvollen Tipp für meinen eigenen Gemüsegarten. Oft ging es noch bei Dunkelheit mit dem Fahrrad aufs Feld, wo im ersten Morgengrauen die vom Tau nassen Kräuter geerntet wurden, damit sie dann – keinen halben Tag später – feldfrisch in den einzelnen FoodCoops landeten. Die überm Feld aufgehende Sonne ließ einen schnell kriechende Kälte und Nässe vergessen.
Die zweite Woche verbrachte ich in der Käserei. Ich füllte Yoghurt und Frischkäse ab und “half” beim Käsemachen, indem ich die benötigten Werkzeuge bereithielt. Besonders interessant fand ich auch den Käsekeller, in dem ich so manchen Käse “liebevoll” umsorgte. Seitdem weiß ich, dass die Käseschale der meisten Käsesorten vom Hof essbar ist. Diese und weitere Details der Käseherstellung waren mir neu. Immer wieder löcherte ich die Käser mit Fragen und immer bekam ich eine interessante Antwort.
Meine letzten beiden Wochen verbrachte ich früh (vor dem Frühstück 6 – 8 Uhr) und abends (16 – 18 Uhr vor dem Abendessen) im Schweinestall. Dazwischen erntete ich meistens Gemüse oder unterstütze bei den Kühen. Vom warmen Bett direkt in den warmen Schweinestall und beim Versorgen der Schweine langsam aufwachen – das ist der perfekte Start in den Tag. Zweimal am Tag mistete ich die Schweine aus, versorgte sie mit neuem Stroh zum Schlafen und Spielen und half bei der Fütterung.
Besonders schön war die Zusammenarbeit mit “Gleichgesinnten”.
Während des Gemüseerntens oder während der gemeinsamen Mahlzeiten morgens, mittags und meistens abends drehte sich das Thema immer wieder um “ernährungspolitische” Aspekte oder man tauschte sich über seine sonstigen Erfahrungen in diesem Bereich aus. Natürlich gab es auch immer wieder das ein oder andere Thema, bei dem man sich uneins war und das man dann lebhaft diskutierte.
So gibt es sicherlich die ein oder andere Sache, die ich auf dem Hof anders machen würde oder mir anders wünschen würde. Das wäre zum Beispiel die Anlage eines Kompostes oder die ausschließliche Verwendung von samenfesten Gemüsesorten. Ich weiß aber natürlich auch, dass nicht alles, was vielleicht wünschenswert ist, auch so einfach umsetzbar wäre. Das weiß ich aber auch nur, weil ich Einblicke hatte, wie es auf dem Hof abläuft.
Und genau das schätze ich an meiner Ernte-Mitgliedschaft:
Ich habe erstens überhaupt die Möglichkeit mir einen Einblick in den Hof zu verschaffen und in die Art und Weise, wie meine Lebensmittel “produziert” werden. Und zweitens habe ich die Möglichkeit, meine Ideen und Wünsche einem Ansprechpartner vorzubringen, zu diskutieren und mich auf diese Weise einzubringen.
Zurück in der Stadt fehlt mir das “Landleben” sehr. Das wird wohl nicht mein letzter “Bildungsurlaub auf dem Bauernhof” gewesen sein.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen vom Hof für diese schöne Zeit bedanken und grüße euch ganz herzlich!
Laura
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