Im Jahr 2014 hatten wir uns um neuen Wohnraum für Mitarbeiter und Praktikanten bemüht. Daraus entstanden ein zusätzliches Haus im Dorf (eins hatten wir schon) und drei Wohnwagen. Ich drang darauf, die Wohnwagen nach dem Sommer wieder zu verkaufen- aber es wäre fatal gewesen:
In einer Betriebsleiterbesprechung zu Beginn des Jahres 2015 sprachen wir intensiv über unsere zukünftige Vision in Bezug auf die Menschen, die der Hof benötigt, um alle Arbeiten zu bewältigen. Das Ergebnis lautete, dass wir junge Menschen hier haben möchten, die wirklich Lust auf die Arbeit haben, sich mit Fleiß und Verantwortungsgefühl in die Arbeit stellen und gerne bei uns sind. Und wir brauchten einen Gärtner! Und Unterstützung im Schweinestall! Der Kuhbereich war- nach einigem Hin und Her in 2014- zum Glück schon von unserer bezaubernden und stets gut gelaunten Anna Luisa neu und schwungvoll gegriffen! Nicht nur ich freue mich wirklich sehr, dass sie den Weg nach Kattendorf gefunden hat. Da brauchten wir uns also nichts zu wünschen, als das es eine gute Zusammenarbeit bleibt.
Was dann geschah, scheint mir immer noch wie ein Wunder.
An den landwirtschaftlichen Universitäten ist unser Image anscheinend sehr gestiegen, auch für Tierarzt- Praktikanten und viele andere sind wir angesagt! Vom Anfang bis zum Ende des Jahres hatten wir so viele tolle junge Leute am Hof, von denen jede/r ihren/seinen ganz eigenen Charme mitbrachte, sodass die soziale Dynamik stets auf Hochtouren lief. Fast dauerhaft waren unsere Zimmer und Wohnwägen belegt. Der Bienenwagen, den wir im Sommer bekommen haben, steht z.Zt. noch leer, wohingegen sich Menschen bei uns wie im Bienenstock tummeln. Im Sommer gab es im Essraum tatsächlich Sitzplatz- Engpässe und die Kapazitäten der Kochgelegenheiten waren am absoluten Limit. Doch ! Die Stimmung konstant auf Hochtouren! Bei einer Hochrechnung der durch Hofköchin Susanne gekochten Essen, kamen wir auf 10.000 gekochte Essensportionen im Jahr (mit einem Durchschnitt von 35 Essern pro Tag)! Ganz schön viel, oder?
Im Sommer bemerkten meine Kinder plötzlich, dass die Rolle der Maria beim Christgeburtsspiel zu Weihnachten mir nicht mehr unbedingt sicher sei. Zwei unserer weiblichen Auszubildenden- so die Kinder- hätten von Natur aus derart rosige Wangen, dass sie eigentlich prädestiniert seien. “Vielleicht singen die beiden nicht so gern….” war die Hoffnung meiner Mädchen. Manche der Gründungsmitglieder des Hofes haben gar keine Rollen mehr abbekommen (bzw. konnten sich seit vielen Jahren mal eine vorweihnachtliche Proben- Auszeit gönnen)- mussten wir noch im letzten Jahr Gastspieler von Außen „anstellen“.
Ähnlich die Situation beim Treckerfahren.
2014 lastete noch die gesamte Schlepperarbeit zur Ernte auf den Schultern von v.a. drei Trecker- Fahrern, in diesem Jahr wurde Schlange gestanden, um auch mal an die Reihe zu kommen.
Bei der täglichen morgendlichen Arbeitsbesprechung erklingt derzeit beim Anstimmen des Liedes ein stark besetzter, vierstimmiger Chor.
Beim Kartoffelroden stellte Mathias fest, dass 13 Leute gleichzeitig auf dem Roder stehend- so wie in diesem Jahr- den Kattendorfer Hof Rekord darstellen.

Kartoffeln Roden 2015
Dann war da noch der Wunsch nach dem Gärtner…..eines Tages war er einfach da und bringt seit März 2015 seine volle Arbeitskraft mit ein um zu sehen, ob er hier eine neue Aufgabe für sich findet.
Aber es kam noch viel besser: zu Gärtner Kristof gehört noch eine Ehefrau- Gisela- die ihre Leidenschaft in der Hauswirtschaft findet und mit unserer Köchin Susanne seit Mitte des Jahres zusammen die Verpflegung zaubert. Giselas und Kristofs zwei Kinder haben ab dem neuen Schuljahr einen Platz in der Waldorfschule Kaltenkirchen gefunden und scheinen sich dort sehr wohl zu fühlen.
Für mich änderte sich das Leben, als im Frühjahr Jakob als Mitarbeiter in den Schweinestall kam.
Plötzlich hatte mein Mann jemanden, mit dem er die Arbeit teilen bzw. gemeinsam verrichten kann und der es ihm ermöglicht, auch mal für länger als nur 2 Tage (so wie 2014) vom Hof zu gehen. In diesem Sommer konnten wir so vierzehntägige Familien- Ferien verbringen. Jakob hält ihm den Rücken frei, sodass Laurence sich mehr in der Landwirtschaft einbringen kann….
“Auf den Hund gekommen”- das sind wir ganz nebenbei auch noch.
Mit dem Zuzug von Fay bei Familie Tenthoff, stieg die Zahl auf stolze 4 Hofhunde. Es stellte sich heraus, dass unter den Hunden eine Konkurrenz- Situation entstand. Das Holen und Bringen der Kühe- von und auf die Weide- wurde zum Hundehighlight. In allen Vieren schlummert eine Kompetenz die Herde zu bewegen. Die beiden Hütehunde klar an der Front, aber auch Seniorin Lotti konnte ihre Stärken beweisen; sogar unser Terrier, dessen Hauptinteresse eigentlich dem Rattenfang gilt, konnte sich als hilfreich im Kuhbereich erweisen!
Das Einzige, was sich zahlenmäßig rückläufig entwickelt hat, ist die Anzahl meiner dauerhaft verfügbaren Babysitterinnen. Carla Tenthoff ist in Indien, Miriam Bach betreut Kinder im fernen Neuseeland…. So bleibt aus meinem Pool Freya Tenthoff, die sich im Abi- Stress befindet. Marlene und Konstantin Tenthoff sind jedoch von den Kindern schon als neue Lieblings- Babysitter auserkoren. Marlene betört die Mädchen mit stoischer Ausdauer und liebevoller Zuwendung, Konstantin ist bei meinem Sohn Askan- v.a. Aufgrund seiner äußerst gut sortierten Landmaschinen- Sammlung- sehr angesagt.
In der Reihe der Babysitter steht an vorderster Stelle meine Mutter Cornelia, auf dem Hof auch als “Nana” bekannt; ohne sie könnte ich mein Leben als Landwirtsgattin und „Mädchen für alles im Hintergrund“ nicht in dieser Weise bewältigen. Ohne sie hätten einige unserer Auszubildenden und Praktikanten keine Betten, Vorhänge und Kleiderschränke, die sie immer wieder organisiert und eigenhändig heranschleppt! Weil sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ganzjährig zur Verfügung steht und es so in meinen Alltag integriert ist, habe ich im letzten Jahr einfach vergessen, ihr an dieser Stell zu danken! Somit doppelt hier!
Als ich meine Kinder fragte, was ich noch Lesenswertes zu berichten hätte erinnerten sie mich an einen Tag im Sommer, an dem sich rund 80 Mastschweine entschieden hatten, auszubüchsen. Wir wurden sehr früh am Morgen von einer der Lehrlinge geweckt die sagte, der ganze Hof sei voller Schweine. Als wir draußen ankamen, wühlten überall fröhliche Nasen die Erde auf und tollten lustig über das Hofgelände.
Es war ein wirklich beeindruckendes Bild!
Es dauerte eine geraume Zeit, jedes Tier wieder an seinen ordnungsgemäßen Platz zu treiben, denn, da sie sich plötzlich in einer Riesen- Herde befanden, war ihre normale Gefügigkeit stark beeinträchtigt und sie fühlten sich in der Masse sehr sicher und taten einfach das Gegenteil von dem, was wir von ihnen wollten! Jedes Tier kam wieder an seinen Platz, aber das Bild des mit glücklichen Schweinen übersäten Hofgeländes begleitet uns bis in den Winter!
Ein Rückblick auf das Jahr der Kinder und mir hinterlässt ganz deutlich das Gefühl, als wären wir bei vielen Arbeiten der Landwirte ganz nah dabei gewesen….. Schön ist es, ein Bewohner des Kattendorfer Hofes sein zu dürfen!
Was wir alle uns nun noch wünschen können ist, dass uns weiterhin der positive Wind um die Nase weht, in dem wir dieses Jahr durchsegeln durften! Dann fühlen wir uns alle ein wenig so, wie die 80 Schweine früh am Morgen!
Katja Dungworth
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