Ich freue mich sehr, dass sich dieses Jahr der Wunsch von Mathias, ein anderer Name als der seine stünde unter dem diesjährigen Herdenbericht, endlich erfüllt: Dieser Bericht endet mit dem Namen Anna Luisa Renken. Ich bin seit dem 6. Januar 2015 für die Milchviehherde und ihre Nachzucht zuständig und euch vermutlich besser unter dem Namen Isa bekannt.
Begonnen habe ich meine Arbeit zur Abkalbesaison und ich muss gestehen, ich hatte ordentlich Respekt vor so vielen Kalbungen innerhalb weniger Wochen. Aber die Kühe und auch die Färsen (die weiblichen Rinder, die zum ersten Mal kalben) haben alles mit Bravour gemeistert. Lediglich einmal musste der Tierarzt kommen und ein wenig helfen. Alle Kälber sind gesund zur Welt gekommen. Leider ist ein Kalb vier Wochen nach der Geburt ohne erkennbaren Grund – vermutlich an Herzversagen – gestorben. Insgesamt wurden seit Januar 58 Kälber geboren. Erst jetzt im November hatten wir die erste Schwergeburt. Bei „Hanelore“ hat sich die Gebärmutter verdreht, so dass das Kalb mit dem Rücken nach unten lag und nicht ohne Hilfe auf die Welt kommen konnte. Aber dank der tollen Tierärztin haben beide die Geburt gut überstanden.
Das Schöne an der Landwirtschaft ist diese Nähe zum Lebendigen
Es ist jedes Mal wieder bewegend, wenn ein neues Wesen auf die Erde kommt. Zum Leben gehört aber auch der Tod und so haben uns dieses Jahr ungewollt zwei Kühe verlassen. Zum Jahresbeginn musste „Laila“ wegen einer schweren Klauenerkrankung eingeschläfert werden, im August ist „Malve“ an einer Stoffwechselerkrankung auf der Weide gestorben. Außerdem wurden sechs Kühe geschlachtet. Die Kühe geben uns tagtäglich alles: ihre Kälber, ihre Milch, ihren Dung und vieles mehr. Als Anerkennung für ihre stete Hingabe möchte ich „Gloria“, „Kiralina“, „Norne“, „Hora“, „Lara“ und „Nanita“ namentlich erwähnen.
Auch unseren Zuchtbullen „Karl“, der uns bisher viele Kuhkälber „geschenkt“ hat und der ebenfalls zum Schlachter kam, um seinem Nachfolger „Merkur“ Platz zu machen, möchte ich hier nennen. Weiterhin wurden 17 Weidebullen und 2 Jungkühe geschlachtet.
Dieses Jahr hatten wir neben dem Zuwachs aus dem eigenen Bestand auch Zugänge von außerhalb.
Im April ist der Limosinbulle „Klee“ in die Herde der deckreifen Rinder gekommen.
Im Mai haben wir von einem Demeterhof drei Mastbullen aus einer Mutterkuhherde gekauft, die allerdings nicht so recht wachsen wollen. Und da wir die Kuhherde vergrößern möchten, haben wir im August vier tragende Rinder von einem sehr sympathischen Bioland-Betrieb erstanden. Die vier haben sich von Anfang an problemlos in die Herde eingefügt. Drei von ihnen haben bereits gekalbt und erweisen sich als sehr gute Milchkühe. Außerdem wurde uns eine Kuh aus unserem Bestand, die wir vor zwei Jahren verkauft haben, angeboten, weil sie sich nicht vom Melkroboter melken ließ. Da sie als Ammenkuh überhaupt kein Melksystem gewohnt war, mussten wir sie zunächst mit allerlei Tricks an den Melkstand gewöhnen. Aber schon nach einer Woche hat sie sich so verhalten, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
Rindviehbestand:
57 Milchkühe
15 hoch tragende Rinder, die ab Januar 2016 kalben
2 Zuchtbullen
17 deckfähige Rinder, die zum Limosinbullen „Klee“ kommen und
18 einjährige Rinder
40 Mastbullen
22 Kuhkälber und
4 Bullenkälber
Das kalte Frühjahr und der trockene Frühsommer haben dazu geführt, dass das Gras auf den Weiden nicht gut gewachsen ist und wir teilweise im Stall halbtags Grünfutter zufüttern mussten. Auch die Heulageernte ist quantitativ nicht so gut ausgefallen, so dass wir für die Winterfütterung Heu von einem Demeterhof zukaufen mussten.
Beim „Kühe-von-der-Weide-Holen“ hatten wir dieses Jahr tatkräftige Unterstützung von mehreren Vierbeinern! Unsere engagierte Hofhündin „Faye“ hat nach anfänglicher Übermotivation einen tollen Job gemacht und wurde des Öfteren von der routinierten „Lotti“ und dem zielstrebigen „Patch“ vertreten.
Seit dem Herbst haben wir ein Kuhmodel unter unseren „Damen“. Für das Plakat der „Wir-haben-es-satt“-Demo im Januar 2016 hat sich unsere 11 ½ Jahre alte „Floria“ ablichten lassen.
Ich wachse immer weiter in die Aufgaben der Bereichsleitung hinein, wobei mir Mathias weiterhin zur Seite steht. Zudem habe ich ein super Team, zu dem die Auszubildenden im Kuhstall Anne und Felix sowie Daniel und zahlreiche Praktikanten gehören, die voller Engagement dabei sind, egal ob als Schülerpraktikant für drei Wochen oder im Rahmen des Studiums für mehrere Monate. Herzlichen Dank!
Für das kommende Jahr planen wir mit der Ammenkuhhaltung zu beginnen. Ich hoffe, dass ich im Herdenbericht 2016 erfolgreich davon berichten werde.
Anna Luisa Renken
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