
Das eine weltweite Pandemie von solchem Ausmaß möglich ist, dass so etwas nicht nur in Science-Fiction Filmen passiert, hat bei mir persönlich ein Gefühl der Verunsicherung hinterlassen. Es stellt die eigenen Werte noch einmal in Frage.

Ich lebe und arbeite auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, ich glaube einen sichereren Ort gibt es nicht während so einer Situation. In meinem Leben hat sich wenig verändert durch die ganzen Einschränkungen. Ich bin kein übermäßig sozialer Mensch, aus dem Partyalter definitiv raus und im Frühjahr 2020, als alles begann, füllte die Arbeit in der Gärtnerei mich sehr gut aus. Andere hatten es da sehr viel schwerer. Ich bin sehr dankbar, dass ich auf dem Kattendorfer Hof einen sicheren Ort hatte und meiner Arbeit die ganze Zeit nachgehen durfte.

Denn wir kamen ziemlich unbescholten durch die erste Zeit. Es hat recht lange gedauert, ich glaube wir waren schon bei Omikron, ehe der erste Mitarbeiter erkrankte. Stellt euch mal vor, der halbe Betrieb wäre erkrankt oder viele Menschen auf einmal in Quarantäne gekommen. Wir haben ja Tiere zu versorgen! Und viele Arbeiten in Landwirtschaft und Gärtnerei lassen sich nicht aufschieben, ist der Zeitpunkt für die Saat verpasst, gibt es keine Ernte. Ich denke wir alle haben uns große Sorgen darüber gemacht, was passieren könnte. Das war auch gut so. Wir waren vorsichtig, blieben daheim, aßen getrennt, trugen Masken, arbeiteten alleine. Auf dem Acker sind Mindestabstände einfacher einzuhalten als in der Stadt.
Die LadnerInnen in unseren Hofläden standen vor weit größeren Herausforderungen. Da unsere Läden sehr klein sind, durften nur ein oder zwei Menschen zurzeit hinein. Es gab Warteschlangen, Unverständnis, Ungeduld. KundInnen, die keine Mitglieder sind, haben sicher überwiegend den Weg in größere Biosupermärkte gesucht. Während des ersten Lockdowns stiegen die Umsätze, denn die Menschen aßen zu Hause und gesunde Ernährung war bestimmt auch etwas wichtiger geworden. Dann kehrte sich der Effekt aber um. Ob es die kleine Fläche der Läden und die Warteschlangen waren, oder vielleicht weil die Mitglieder nicht mehr wie gewohnt in aller Ruhe und mit einem netten Schnack ihre Anteile holen konnten? Sicher wissen wir es nicht. Und so richtig erholt haben wir uns davon auch nicht.
Was auf dem Hof fehlte, war der Trubel, der entsteht, wenn junge Leute kommen und gehen. SchülerpraktikantInnen gab es im ersten Pandemiejahr keine, im zweiten nur wenige. Auch Mitglieder kamen kaum auf den Hof. Hoffeste wie unser Erdbeerfest fielen aus. Gemeinschaftsaktionen wie die Möhrenernte fanden unter besonderer Vorsicht statt. Aber gerade das, die Mitglieder und Esser mit der Landwirtschaft und den Erzeugern zu verbinden, ist die so wichtige Aufgabe einer SoLaWi!

Jetzt wollen wir gerne einiges nachholen und euch teilhaben lassen an dem Geschehen auf dem Hof. Endlich öffnen wir die Türen wieder für Menschen, die einfach mal schauen oder mitarbeiten möchten. Es gibt auch wieder Hofführungen und allgemeine Erntetage, ab Ende Juli den Selbsterntetag in der Gärtnerei einmal im Monat. Schaut doch einfach mal vorbei!

Herzlich grüßt Euch Eure Gärtnerin Julia
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