Das schreibt Florian Schwinn nach einem Besuch bei uns auf seinem Blog Führerschein für Einkaufswagen. Und es steht die Frage im Raum, was passiert mit der regionalen Landwirtschaft, auch in Hamburgs Umgebung.

Regionale Landwirtschaft Hamburg in Kattendorf:
zum ersten Mal in der Geschichte des Kattendorfer Hofes beschäftigen wir uns hier mit Fragen wie diesen. Nicht, weil der Kattendorfer Hof bald nicht mehr existieren wird und somit einer der großen regionalen Landwirtschaftlichen Betriebe nicht mehr präsent wäre. Schon aber deshalb, weil im vergangenen Jahr begonnene Umsatzeinbrüche und Rückgänge bei der Anzahl der Mitglieder in der SoLaWi uns bis heute vor große Herausforderungen stellen.
Regionale Landwirtschaft Hamburg in Kattendorf:
Der Hof, der von Mathias v. Mirbach im Jahr 1995 übernommen wurde, hat schon viel erlebt mit den Menschen die ihn bewirtschaftet haben und bewirtschaften, mit Krisen wie einem Gebäudebrand, mit witterungsbedingten Herausforderungen, mit immer enger werdenden Regulationen in vielen Bereichen…. die Liste ist lang.

Doch bis zum vergangenen Jahr kamen immer, quasi wie von ganz allein, Menschen zu uns, die entweder einen oder mehrere Ernteanteile bei uns bezogen haben, die als KundInnen in unsere Läden und auf den Markt kamen oder die bei unseren Ernteaktionen geholfen haben. Im Lockdown zogen die Umsätze kurzfristig an; es war die Zeit, in der die Biobranche insgesamt, dabei v.a. auch Lieferdienste und Abo- Kisten, Umsatzsteigerungen erlebte. Aber dieser Trend ging vorbei. Derzeit sieht es in der gesamten Bio- Branche wohl wieder anders aus. In diesem Podcast z.B. geht es um das derzeite Einkaufsverhalten in Deutschland derzeit. Auch ein aktueller Artikel aus der taz mit dem Namen “mit der Alditüte in den Bioladen” blickt auf dieses Thema.
Wir möchten Euch darauf aufmerksam machen, mit welchen Herausforderungen wir derzeit umzugehen haben. Auch die Information über Schwierigkeiten und herausfordernde Zeiten ist ja ein Teil der SoLaWi Bewegung!

Weiterhin sind wir natürlich- wie gewohnt- vor Ort und bewirtschaften den Betrieb mit unseren Wirtschaftsweisen. Hier ein kleiner Ausflug zu einigen unserer Themen:
Im oben aufgeführten Artikel Solidarisch einkaufen? Fehlanzeige! geht es auch dort um das Thema “Nose to tail” (bei uns genannt vom Kopf bis zum Schwanz) -, so wie auch bei uns praktiziert.
Es geht um Themen der Muttergebundenen Kälberaufzucht. Bei uns die Ammenkuh Haltung.

Es geht dabei um die Aufzucht der gesamten eigenen Kälber. Das ist ein Thema, was wir uns wirklich groß und golden auf unsere Fahnen schreiben können:
Stellt Euch mal vor: wir ziehen alle unser Kälber selber auf– bis sie (in einem Alter von ca. 2,5 Jahren) geschlachtet werden. Dafür haben wir vor einigen Jahren unseren neuen Jungviehstall gebaut, damit wir, v.a. auch im Winter, die Tiere- tierwohlgerecht- aufstallen können.

Und habt Ihr das gewusst: wir haben ein weiteres Vorgehen, über das wir wirklich gerne berichten: die Ebermast. Die jungen Eber werden nach dem Absetzen von den weiblichen Tieren getrennt und kommen danach nach Neverstaven, wo sie im Jungviehstall gemästet werden. Und das ganz ohne Kastration. Ist doch ganz normal denkt Ihr? Aber nein: bis 2021 war sogar die betäubungslose Ferkelkastration zulässig. Seit Anfang 2021 gibt es nun das Tierschutzgesetz, welches immerhin das betäubungslose Kastrieren verbietet. Mehr zu diesem Gesetzt findet Ihr z.B. auf der Seite des Bundesministeriums für Landwirtschaft

Es geht aber auch um faire Preise, um sozialpolitische Themen, um Klimaschutz… und z.B. auch darum, dass der gesellschaftliche Beitrag, den die Bio- Landwirtschaft durch ihre Art des Wirtschaftens leistet, in keinen einzigen Kosten auftaucht, geschweige denn in irgendeiner Weise vergütet wird. Spannende Themen!
Hört doch mal rein, bei dem Führerschein für Einkaufswagen Podcast!

Und im nächsten Monat- wir sind schon sehr gespannt- ist Florian´s Thema im Podcast, am 1. Donnerstag im August, mit seinem Besuch bei uns in der SoLaWi Kattendorfer Hof verbunden!
Zum Schluss dieses Beitrags noch ein zukunftsweisender Ausblick! Da wir ein Ausbildungsbetrieb sind und somit einen kleinen Beitrag für die Zukunft des Berufs der LandwirtInnen, auch für die regionale Landwirtschaft in Hamburg und Umgebung leisten, heißt es im Juli immer, dass das Lehrjahr zu Ende geht und je nach Ausbildungsjahr wir entweder neue LandwirtInnen in die Welt entlassen, oder sie ihre Ausbildung im kommenden Jahr zu ende führen.

Unsere beiden Lehrlinge aus dem Kuhstall haben ihr Ausbildungsjahr bei uns beendet. Maya verlässt Kattendorf und den Kuhstall, um ihre Ausbildung in unserem Betrieb, jetzt aber auf Gut Neverstaven und im Bereich Ackerbau und Schweinestall, weiterzuführen. Wir danken ihr für ein tolles Lehrjahr und freuen uns auf das nächste mit ihr! Laura führt ihre Ausbildung bei einem anderen Hof in Schleswig Holstein weiter, um noch weitere Schwerpunkte zu erlernen. Ihr danken wir für ihren Einsatz, ihre Motivation und immer währende gute Laune, wünschen ihr alles Beste und hoffen, dass sie uns und ihren liebgewonnen Kühen ab und an einen Besuch abstattet. Und, wer weiss, vielleicht sehen wir Laura zukünftig auch in einem anderen Kontext aktiv werden, denn sie spielt auch mit dem Gedanken, sich in der Politik zu engagieren! Wir sind gespannt!
Zum Abschluss noch die beiden, vorgestellt mit Steckbrief (abgedruckt in unserem Jahresheft 2021, Stand November 2021):
Steckbrief Laura
Name: Laura, 23 Jahre, Landwirtin im 2. Lehrjahr
Wie würdest du deine Ausbildung in drei Worten beschreiben: aufregend, wichtig & vielseitig
Was ist dein aktueller Lieblingssong (mit Interpret): Me and Bobby McGee von Janis Joplin
Was gefällt dir an deiner Ausbildung am besten? Dass ich den ganzen Tag draußen bin und eigentlich ganz viele praktische Berufe in einer Ausbildung erlerne
Was war die bisher größte Herausforderung? Das Aufladen und zum Schlachter fahren der Aubrac-Bullen
Auf dem Hof bin ich bekannt für: Russisch Koks (ein wunderbares Getränk!) und dafür, die Geduld zu bewahren
Wenn ich morgens zur Arbeit komme, mache ich zuerst: Jetzt wo die Kühe drinnen sind, mache ich zuerst das Licht an und fange meist an „Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Morgen Sonnenschein“ zu singen
Mein Liebblingstier: Bienen, Ameisen und Regenwürmer finde ich unglaublich faszinierend! Kühe habe ich die letzten Monate allerdings sehr ins Herz geschlossen
Das muss sein: Kaffee und Schoki!
Mein Vorbild ist: All die Frauen, die schon lange vor mir deutlich machten, dass Landwirtschaft und Trecker fahren nicht nur etwas für Männer ist
Nach meiner Ausbildung plane ich: Wenn möglich noch einmal im Ausland zu arbeiten und dann meinen Master zu machen. Außerdem möchte ich den Menschen auch weiterhin deutlich machen, woher ihre Lebensmittel kommen und welche Arbeit dahinter steckt – es ist noch viel zu tun!

Steckbrief Maya
Name: Maya, 20 Jahre, Landwirtin 2. Lehrjahr
Wie würdest du deine Ausbildung mit drei Worten beschreiben? Anstrengend, Spannend, Abenteuerlich
Was ist dein aktueller Lieblingssong? Sand in die Augen – Danger Dan
Was gefällt dir an deiner Ausbildung am besten? Trecker fahren und den Kuhstall machen
Was war die bisher größte Herausforderung, seitdem du auf dem Hof bist? Das Futter holen mit dem Mähwerk und Ladewagen, sowie das dazugehörige Abladen, bei dem man Rückwärts mit dem Hänger in die Halle fahren muss.
Auf dem Hof bin ich bekannt für: dass ich es liebe, Trecker zu fahren.
Wenn ich morgens zur Arbeit komme, mache ich als erstes: das Licht an, weil es um 5:30 eigentlich immer noch dunkel ist.
So habe ich die ersten Ausbildungsmonate verbracht: Arbeiten, Schlafen und Essen im Wechsel
Mein Lieblingstier: Schwer… Schafe, Pferde und Rinder
Das muss sein: Mein Pferd, kochen, mit den anderen vom Hof abends gemeinsam Essen
Mein Vorbild ist: Hardy vom Archehof Bredland, weil ich durch ihn zur Landwirtschaft gekommen bin und ich seine Schafszucht sehr bewundere.
Nach meiner Ausbildung plane ich: Erstmal Landwirtschaft in Osterrhönfeld studieren und irgendwann mal meinen eigenen Betrieb mit Schafen, Fleischvieh und viel Ackerbau zu haben.

Hier noch, kurz erklärt, die wichtigsten Begriffe zu unserer SoLaWi in Hamburg, Kattendorf und Bad Oldesloe:
- Solidarische Landwirtschaft
- SoLaWi Kattendorfer Hof
- Was ist ein Ernteanteil und woher bekomme ich ihn
- 4 Wochen Testanteil für jede_n
Ich sende allen LeserInnen und Lesern herzliche Sommergrüße aus Kattendorf und schließe mit den Worten “bleibt uns treu- wir brauchen Euch, damit wir auch weiterhin solidarisch, dynamisch und regional den Kattendorfer Hof in dieser Form bewirtschaften können!”
Danke für Eure Zeit und Euer Interesse, Eure Katja aus Kattendorf

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