Hier lest ihr etwas zur Bruderkalb Initiative. Wie Ihr zb dort lesen könnt, sind Bullenkälber nicht sonderlich gern gesehen…. Bei uns auf dem Hof ist jedes Tier gleichwertig. Jedes unserer Tiere wächst auf dem Hof auf und wird am Ende in die nahegelegene Schlachterei gefahren. … Vom Lebensanfang bis zum Schluss! Für uns ist diese eine Selbstverständlichkeit. Für manche liegt dies vielleicht gar nicht so auf der Hand. Um eine weitere Vorstellung von diesem Thema zu bekommen, unsere Herdenmanagerin Juliane etwas dazu verschriftlicht. Und auch dieser Video- Clip aus der Reihe Inas Sommer auf dem Bauernhof beschäftigt sich u.a. mit diesem Thema.

Die auf Milchleistung gezüchteten Holstein-Friesian Kühe stecken ihre gesamte Energie in die Milch und setzten dabei so wenig Fleisch an, dass sie den Spitznamen „Kleiderständer“ bekommen haben. Das macht sie zu guten Milchkühen mit einer enormen Milchleistung, aber was ist mit den Bullenkälbern, die ebenfalls kein Fleisch ansetzen? Diese werden meist an den Viehhändler abgegeben, je früher desto besser, schließlich verursachen sie nur Kosten. Als Landwirt bekommt man für so ein Kalb teilweise nur 5 €, weil sie sich einfach nicht für die Mast eignen. Der Viehhändler verkauft sie dann weiter an konventionelle Mastbetriebe. Dort kommen viele Tiere von verschiedenen Höfen zusammen, jedes Tier bringt seine eigenen Keime mit und gibt sie an alle anderen weiter, in einem Alter, in dem das Immunsystem der Kälber noch gar nicht ganz ausgebildet ist. Die Tiere haben dort weder Weide noch Auslauf.
Wir halten die Zweinutzungsrasse Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind (DSN), das sind die Vorgänger der Holstein-Kühe. Sie geben weniger Milch, sind dafür aber anspruchsloser an die Fütterung und setzen mehr Fleisch an. So können wir unsere Bullenkälber und auch die weiblichen, die nicht als Nachzucht in die Kuhherde kommen, gut mit unserem hofeigenen Futter aufziehen und mästen. Sie sind kein Abfallprodukt der Milchproduktion, sondern werden genauso geschätzt, wie die Milchkühe und wir bekommen wertvolles und gut schmeckendes Fleisch.

Unsere Färsen, also die Kühe, die zum ersten mal kalben, werden mit einem Limousin-Bullen belegt. Das ist eine Rasse, die besonders gut Fleisch ansetzt. Dadurch eignen sich die Kälber der Färsen nochmal besser für die Mast als die reinen DSN-Rinder. So können alle unsere Tiere ihr ganzes Leben bei uns verbringen. Ihnen bleibt der Wechsel in eine neue Umgebung mit einer ganz anderen Keimflora erspart und sie haben bis zur Schlachtung im Alter von zweieinhalb Jahren ein schönes Leben, im Sommer auf der Weide, im Winter in unserem großzügigen, neugebauten Jungviehstall in Neverstaven. Die Tiere bekommen nur als Kälber Kraftfutter und auch das nur im Winter. Danach werden sie ausschließlich mit Gras und Kleegras gefüttert. So wachsen sie langsam und das Fleisch ist besonders wohlschmeckend. Außerdem stellen sie keine Nahrungskonkurrenz zum Menschen da, sondern erbringen die einmalige Leistung der Wiederkäuer, aus für uns wertlosem Gras eines der wertvollsten Nahrungsmittel zu bilden. Dabei tragen sie zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei, indem sie Wiesen abgrasen und dadurch erhalten. Sie kommen zwar irgendwann zum Schlachter, aber bis dahin haben sie ein gutes Leben und zum Glück wissen sie ja nicht, dass sie irgendwann geschlachtet werden.
