Der Ackerbau

Der Übergang vom Nomadentum zum sesshaften Bauerntum begann mit dem gezielten Bepflanzen und Besäen von vorbereitetem Land. Wir haben bis heute die verschiedensten Stufen des Übergangs auf unserer Erde. In Schleswig-Holstein begann der Ackerbau vor ca. 4000 Jahren, als in der sogenannten Megalithkultur Menschen in dieses Land zogen, die den Ackerbau kannten. Sie hinterließen zahlreiche Großsteinsetzungen, von denen es bis heute noch ca. 100 gibt. Auch in Kattendorf und Neverstaven sind noch Reste von solchen Anlagen zu sehen.
Der Ackerbau auf dem Kattendorfer Hof und Neverstaven
Wir wirtschaften also auf Böden, die eine recht lange Zeit schon ackerbaulich genutzt werden. Wenn wir eine Generationswechselzeit von 20 Jahren annehmen, haben vor uns etwa 199 Generationen das Land bearbeitet. Wir wollen nun mit diesem Wissen, dass wir als Landwirte in einem Strom von unendlich vielen Menschen vor und hoffentlich nach uns stehen, verantwortlich umgehen.
Unser Ziel als Ackerbauern ist es, das uns anvertraute Land zu bewahren und die Fruchtbarkeit der Erde zu entwickeln. Als Ackerbauer ist es unser Bestreben den Humusgehalt der Böden zu steigern. Die Steigerung von einem Prozent Humus im Boden bedeutet z.B., dass pro Hektar (100x100m = 10.000 m²) zusätzlich 40 Tonnen CO² gespeichert werden. Damit wird deutlich, welche Dimension ein humusaufbauender Ackerbau global hat. Heutzutage geht global leider der Humusgehalt der Böden zurück. Das heißt: CO² wird freigesetzt anstatt gebunden.
Die Fruchtfolgen
Wir bewirtschaften in Kattendorf und Neverstaven heute ca. 240 Hektar Land, von denen wir ca. 200 Hektar ackerbaulich nutzen. Die anderen Flächen sind Dauergrünland, die als Weiden und Wiesen genutzt werden. Wir bauen im Ackerbau folgende Kulturen an: Dinkel, Roggen und Weizen als Brotgetreide. Gerste, Triticale, Weizen, Hafer, Erbsen und Ackerbohnen als Futtergetreide. Zusätzlich haben wir Kartoffeln und das Kleegras für die Rinder. Darüber hinaus bearbeiten wir das Land für die Gärtnerei, damit unser vielfältiges Gemüsesortiment gut gedeiht.
Jeder Bodentyp benötigt einen angepassten Fruchtwechsel, um das optimale Ergebnis am jeweiligen Standort zu erreichen. Da unsere Böden etwas unterschiedlich sind, arbeiten wir mit insgesamt fünf Fruchtfolgen. Als Beispiel hier die Fruchtfolge in Neverstaven: 1. Jahr: Rotkleegras, 2. Jahr: Rotkleegras, 3. Jahr: Dinkel, 4. Jahr: Dinkel, 5. Jahr: Erbsen/Bohnen, 6. Jahr: Roggen. Das sind drei Jahre aufbauende Fruchtarten und drei Jahre abbauende Fruchtarten – und damit befinden wir uns im Gleichgewicht.
Neben der Auswahl der Pflanzen für den Standort, bauen wir auch Gründüngungspflanzen an, die nicht geerntet, sondern als Humusspender in den Boden eingearbeitet werden. Zudem achten wir darauf, dass alle Felder im Winter bewachsen sind, um ein Auswaschen der Nährstoffe zu verhindern. Deshalb geben wir auch den mit Stroh vermischten Dung unserer Tiere, nach einer Reifungszeit mit den Kompostpräperaten, auf die Felder zurück. Die Tiere bekommen ihr Futter von den Feldern und geben ihren Mist dem Boden zur Düngung zurück. Wir haben hier eine Kreislaufwirtschaft eingerichtet, die weitestgehend in sich geschlossen ist.
Die Bodenbearbeitung
Wir bearbeiten die Böden möglichst schonend. Wir arbeiten flach und vermeiden zu viele Überfahrten mit schweren Geräten. Denn der Boden ist sehr druckempfindlich und soll nicht verdichtet werden. Damit pflegen wir auch unsere wichtigsten Helfer, die Regenwürmer und die anderen Lebewesen im Boden.
Der Gang über die Äcker und der häufige Blick des Ackerbauern, ist genauso wichtig wie die richtige Düngung. Es ist ein Entwicklungsgang für den Menschen, der dort tätig ist. Immer wieder wird das Bewusstsein geschärft und die Korrektur der eigenen Urteile an der Wirklichkeit gefordert. Wenn wir dann aber vor einem erntereifen Feld stehen, bei dem alles geklappt hat, kommt immer wieder tiefe Dankbarkeit auf.